Volkstrauertag 2022

Rüscheid, den 14.11.2022

Volkstrauertag 2022

Wir begehen heute den Volkstrauertag 2022, wozu ich sie/euch alle recht herzlich begrüßen darf.

 

Für mich ist es das erste Mal das ich zu diesem Anlass ein paar Worte sagen darf, ich habe mich schwer getan diese zu finden. Die Männer auf diesem Stein hinter mir kenne ich, wenn überhaupt nur dem Familiennamen nach. Die Erinnerung an den 2.Weltkrieg, geschweige denn den 1. Weltkrieg verblassen immer mehr. Man könnte meinen das wäre gut, Tod, Trauer, Verlust mit Hilfe der Zeit zu überwinden…. Dem ist aber nicht so, die Erinnerung an das unsagbare Grauen muss wach bleiben und mahnen. Mahnen zu jeder Zeit, an jedem Ort.

Gerade jetzt, nicht weit vor unserer Tür. An Orten, wo vielleicht der ein oder andere Verewigte auf diesem Stein seinen Tod und seine letzte Ruhe vor 80 Jahren gefunden hat, wird wieder gekämpft, wird wieder gemordet. In der Ukraine weinen gerade jetzt wieder Mütter um ihre Söhne, weinen Frauen um ihre Ehemänner, weinen Töchter um ihre Väter. Auch in Russland werden Tränen vergossen…

Und wofür das ganze? Für eine Ideologie, für Machtansprüche.

 

Wir dachten in den 77 Jahren nach Kriegsende wären wir schlauer geworden, reifer, vernünftiger. Wir dachten wir hätten die Kriegstreiberei überwunden. Nichts davon ist eingetreten. Heute ist es so leicht wie nie einen Krieg zu entfesseln. Mit Hilfe von Worten, von Propaganda wird Wut und Zorn gepflanzt, gefüttert und gehegt bis der Krieg die unausweichliche Konsequenz ist. Der Samen des Übels liegt aber in jedem von uns, dessen müssen wir uns bewusst sein. Wieviel Streit im Kleinen begegnet uns jeden Tag, wieviel Streit ums Prinzip, wieviel Streit ums Recht haben. Deutschland spaltet sich momentan um Ideologien, um gekränkte Eitelkeiten. Jede Meinung polarisiert, gegen Atomkraft, gegen erneuerbare Energien, gegen den Osten, gegen den Westen, etc. Es kann immer nur eine Meinung geben, eine zweite wird nicht toleriert. Wir erkennen uns alle in dem ein oder anderen Thema wieder. Und hier beginnt das Übel. Jeder muss für sich diesen Samen klein halten oder ausmerzen. Nur dann haben wir eine Chance auf Frieden. Es beginnt bei uns.

 

 

„Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. “ —  Carl Sandberg

 

„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“ — Erich Maria Remarque
 

 

 

Es endet mit uns.
Wir alle haben es in der Hand.

 

 

 

 

 

Totengedenken (akt. Fassung 2021 F.W. Steinmeier)

 

Wir denken heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshand­lungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und
Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
Teil einer Minderheit waren oder deren Leben
wegen einer Krankheit oder Behinderung
als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,
und derer, die den Tod fanden, weil sie an
ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung,
um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,
und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

 

Im Namen der OG Rüscheid und aller Ortsvereine lege ich heute diesen Kranz nieder. Helfen wir mit, miteinander weltweit in Frieden zu Leben.

Lasst uns nun still den Verstorbenen gedenken.

 

Liedstück:

„Ich hatt' einen Kameraden“


1809, im Jahr des französisch-österreichischen Krieges, schrieb Ludwig Uhland (1787-1862) die Ballade "Der gute Kamerad". Die Melodie folgt dem traditionellen Lied aus dem 18. Jahrhundert "Ein schwarzbraunes Mädchen hat 'nen Feldjäger lieb". Sie wird fälschlich Friedrich Silcher (1797-1860) zugeschrieben, der die
schlichte Weise aber 1827 nur bekannt machte. Der "gute Kamerad" bildet seit Mitte des 19. Jahrhunderts über alle politischen Systeme hinweg bis auf den heutigen Tag einen unverzichtbaren Bestandteil des militärischen Zeremoniells. Bei jeder Kranzniederlegung durch die Bundesregierung wird die zu Herzen gehende Weise gespielt.

Der einfache, klassische Text blieb über fast zwei Jahrhunderte unberührt. Wie der Lorbeerkranz mit der Schleife in den Nationalfarben und die aus den Opferschalen lodernden Flammen gehört der "Gute Kamerad" zur ewigen Symbolik des Gedenkens
an die Kriegsopfer und die Opfer im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Vielleicht bezieht das Lied seine besondere Wirkung gerade auch aus dem Umstand, dass es von allen Systemen gleicherweise verwendet wurde. Damit verbindet es die Botschaft,
dass im Tod alle Gegner gleich sind.


Ich hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.


Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite,


In gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen


Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,


Er liegt mir vor den Füssen,
Als wär's ein Stück von mir.


Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad'.


Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben


Mein guter Kamerad!

 

Ortsgemeinderat Rüscheid

Marcus Asbach

1.Beigeordneter
 

 

 

Bild zur Meldung: Volkstrauertag 2022

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Volkstrauertag 2022 (18.11.2022)